Wissenschaftssymposion: Deutschlands Erfahrungen mit der Berufsarmee
Wien, 12. Mai 2016 - Vor fünf Jahren beschloss Deutschland, die Wehrpflicht auszusetzen. In der Bundesrepublik gingen die Wogen damals hoch. Aber war alles "viel Lärm um nichts"? Diese Frage stellte der deutsche Politikwissenschaftler und Militärsoziologe Heiko Biehl gleich zu Beginn seines Vortrags, den er heute an der Landesverteidigungsakademie in Wien hielt.
Negative Folgen weitgehend ausgeblieben
Biehl stützte sich auf solide statistische Daten, die die Bundeswehr in den vergangenen Jahren aufzeichnete. Deutschland habe einen dynamischen Arbeitsmarkt mit wenigen Arbeitslosen; das sei auch dem Bevölkerungsrückgang in den vergangenen Jahren geschuldet, so Biehl. Die Bundeswehr habe als Arbeitgeber daher starke Konkurrenz.
Biehls Hauptbefund mag daher überraschen: Viele der befürchteten Folgen des Umstiegs auf ein Freiwilligensystem seien ausgeblieben, sagte der Wissenschaftler. Weder sei die Bundeswehr wegen der vorwiegenden Rekrutierungsbasis in der früheren DDR verrostet, noch sei es zu ihrer "Proletarisierung" gekommen, weil viele Berufsarmeen auf weniger qualifizierte Gesellschaftsschichten zurückgreifen müssten. Der Militärsoziologe räumte allerdings ein, dass nunmehr ein Mangel an Fachkräften bestehe, insbesondere an IT-Spezialisten.
Fruchtbare Forschungszusammenarbeit
Zwischen dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam und der Landesverteidigungsakademie in Wien besteht seit langem eine intensive Zusammenarbeit, die 2014 sogar durch ein Kooperations-Übereinkommen verbrieft worden ist. Zu den ersten gemeinsamen Produkten zählt der "Wegweiser zur Geschichte: Zentrales Afrika", den beide Forschungsstätten beim ersten gemeinsamen Symposion im November 2015 vorgestellt haben.
Ein Bericht der Redaktion Landesverteidigungsakademie